Pressemitteilungen
Bayerns Justizminister Georg Eisenreich informierte heute (23. Oktober) über die erfolgreiche Arbeit der bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angesiedelten Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB). Eisenreich: „Die ZCB ist seit Jahren ein zentraler Akteur im Kampf gegen illegales Cybertrading, das inzwischen das Ausmaß einer digitalen Pandemie erreicht hat. Plattformen von falschen Brokern, gefakte Trading-Apps und vergleichbare Angebote schießen im Internet wie Pilze aus dem Boden. Hinter Fantasienamen wie Royals Fund oder Mega26 verbirgt sich eine ganze Industrie von Cyberkriminellen. Die Täter operieren dabei aus Callcentern im Ausland. Für eine konsequente Strafverfolgung ist daher eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit notwendig.“
Die Cyberbetrüger versprechen hohe Gewinne durch z. B. KI-optimierte Anlagestrategien oder automatisierten Kryptohandel. Mit großen Kampagnen wird auf Social Media und gefakten Nachrichtenseiten damit geworben, dass angeblich auch Politiker und Prominente diese bislang „geheimen“ Finanzprodukte nutzen und empfehlen. Das Opfer erhält nach erfolgter Registrierung Zugang zu einem Account auf einer vermeintlich seriösen Handelsplattform oder lädt sich eine angebliche Trading-App herunter. In aller Regel steht – nach vermeintlich hohen Kursgewinnen in der Anfangsphase – am Ende der Totalverlust des investierten Kapitals. Mit diesen Tricks erbeuten Täter allein in Deutschland mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr.
Ing. Mag. Bernhard Jungwirth, Geschäftsführer von „Watchlist Internet“ warnt: „Neben erfolgreicher Strafverfolgung kommt der Prävention eine wichtige Rolle im Kampf gegen illegales Cybertrading zu. Wir von der Watchlist Internet veröffentlichen laufend aktuelle Warnmeldungen zu konkreten Betrugsfallen. Prävention bedeutet aber auch, dass Social-Media-Plattformen deutlich besser darin werden müssen, Werbung für Betrug zu verhindern. In Recherchen konnten wir nachweisen, dass betrügerische Werbeanzeigen mit Prominenten auf Social-Media-Plattformen allein in Österreich tägliche Reichweiten im sechsstelligen Bereich erzielen.“
Die Informationsplattform mit Sitz in Wien (www.watchlist-internet.at) nimmt eine führende Rolle bei der Prävention im Bereich des Internetbetrugs ein und kooperiert auch mit der ZCB.
Die Bilanz der ZCB im Bereich Cybertrading in Zahlen:
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Inzwischen wurden und werden bei der ZCB Verfahren im Hinblick auf 3.000 verschiedene betrügerische Trading-Plattformen geführt. Die Zahl hat sich seit Mitte 2023 verdoppelt.
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Bislang sind nach internen Schätzungen der ZCB etwa 14.000 Anzeigen von überwiegend bayerischen Geschädigten mit einem geschätzten Gesamtschaden in Höhe von etwa 500 Mio. Euro bei der ZCB eingegangen.
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Mehr als 180 Festnahmen im In- und Ausland gab es seit Ende 2019 aufgrund von Ermittlungsverfahren der ZCB. Knapp 140 Festnahmen davon erfolgten aufgrund von der ZCB erwirkten Haftbefehlen, die übrigen Beschuldigten wurden im Rahmen von Verfahren ausländischer Kooperationspartner festgenommen.
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89 rechtskräftige Verurteilungen gab es in Bayern wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betruges gegen Täter auf allen Hierarchiestufen bis hin zum „Top Management“. Die bislang verhängte Höchststrafe liegt bei 7 Jahren.
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Etwa 25 grenzüberschreitende Täternetzwerke / Syndikate wurden identifiziert oder bereits zerschlagen.
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Über die bereits erfolgten Verurteilungen hinaus müssen sich zahlreiche weitere Beschuldigte aktuell vor Gericht verantworten. Insgesamt wurde im Laufe der Jahre gegen mehr als 110 Tatverdächtige Anklage erhoben.
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Die ZCB gründete bereits mehrfach sogenannte „Joint Investigation Teams“ mit Staatsanwaltschaften anderer Staaten.
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Im Fokus der Ermittlungen stehen neben den eigentlichen Betrugsnetzwerken auch weitere Akteure, die die technische und finanzielle Infrastruktur innerhalb der Betrugsindustrie zur Verfügung stellen.
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Die Spezialistinnen und Spezialisten der ZCB stellten auch Vermögenswerte sicher. Insgesamt konnte die ZCB bisher über 25 Mio. Euro Tatbeute sicherstellen.
Das Team der ZCB wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich vergrößert und wird zudem von vier IT-Forensikern unterstützt. Das Team wurde zuletzt um weitere fünf auf 30 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte ausgebaut.
Eisenreich: „Die Investition in die Zentralstelle Cybercrime Bayern zahlt sich aus. Die ZCB arbeitet sehr erfolgreich und genießt höchstes Ansehen im In- und Ausland. Ich möchte allen Ermittlerinnen und Ermittlern für ihren großen Einsatz herzlich danken.“
Hinweis:
Privatanlegern rät der bayerische Justizminister: „Es gibt viele schwarze Schafe im hochspekulativen Investment-Bereich und im Handel mit Kryptowährungen. Vorsicht bei Werbeanzeigen im Internet und bei vermeintlich redaktioneller Berichterstattung, in der indirekt hochlukrative Geldanlagen angepriesen werden. Schauen Sie genau hin, wem Sie Ihr Geld anvertrauen. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn die Investitionen in Kryptowährungen getätigt werden sollen. Seit wenigen Wochen grassieren auch betrügerische WhatsApp-Gruppen mit vermeintlichen Investmentexperten. Mir ist wichtig: Informieren Sie sich über aktuelle Fallen, z. B. auf der Watchlist Internet, und zeigen Sie Betrugsfälle an. Wenn der angepriesene Gewinn zu hoch ist, um wahr zu sein, dann stimmt meistens etwas nicht.“
Fotos der Veranstaltung werden zeitnah unter Medienportal – Bayerisches Staatsministerium der Justiz verfügbar sein.
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